Samstag, 16. März 2013


Report 3

 

Wasibire,

eeeeeeeeee wasibire!

 

Muneyo ,

eeeeeeeeee Nguneyo!

 

Wasinga pluzebo....

Eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee.

 

So lautet unsere tägliche, auch mehrmals stattfindende, Kommunikation mit Edison - unserem begeisterten 'beeman' am Projekt.

Es ist unglaublich wie sehr er sich jedes mal über unseren noch begrenzten Lhukonzowortschatz freut.

Der Ausruf 'eeeeeeh' ist hier auch eine Antwort (undefinierte Bedeutung), die wir einfach immer, meist unwissend über Bedeutung der Frage, benutzen.

 

Unser Lieblingswort ist 'Waaaaangi!', was eigentlich eher leicht asiatisch in der Aussprache klingt. Dessen Bedeutung ist ebenso undefiniert und kann jeder Frage entgegnet werden. Im Allgemeinen ist die local language sehr frei gelegt, was eine Übersetzung von Englisch-Lhukonzo äußerst schwierig macht..... und selbst Charlotte aus der Ruhe bringt.--

 

Wir werden mittlerweile auf unseren wöchtenlichen Montags- und Freitagsbesuchen auf dem Kisingamarket von Julius, Nexon und auch ab und zu Jokers begleitet.

'Two Lhukonzo, three Muzhungus, go to Kisinga! Walk shortcut! Today!' ist dann die Begrüßung von Julius am Morgen. Er sagt das in einer Art und Weise, die uns immer herzlichst zum Lachen bringt. Man kann fast sagen, dass wir alle schon Freunde geworden sind. Wir machen auf den Wanderungen dann oft Ratespiele, die urkomsich sind. Man muss anmerken, dass das Englisch der Farmjungs sehr spärlich ist. Wir zeigen dann auf Pflanzen und Julius nennt deren Namen auf Englisch: casavaflower, banana, matoke, mango, pineapple, tree, flower............ Ein Baum mit großen Blüten ist 'flower!'; hat der Baum aber kleinere Blüten heißt es 'tree-flower'.

Andersrum können wir die Bezeichnungen in Lhukonzo eigentlich gar nicht aussprechen, geschweige denn merken, was dann wieder genauso spaßig für unsere 'Lhukonzos' ist.

 

Zur Abwechslung konnten wir in den letzten Tagen auch mal mit mehreren Leuten deutsch reden. Eeeeeeeeeeee.

 Robert Wunderlich ist mit zwei Freunden am Samstagabend ans Projekt gekommen. Wir verbrachten ein paar tolle Tage zusammen; mit vielen Meetings, Aufgaben, Informationen und Fortschritten am Projekt, Kochabenden 'Boys vs. Ladies', ugandische Sommer-, manchmal auch Regennächte auf der Terasse, Spinnenvobien, Putzwahn, Ausflug nach Kasese und auf den Markt in Kisniga, Wanderungen oder auch manchmal Schlammwandern, Flusswaten und Karten kreieren, Verkünstelungen an Wänden …........ und viel Spaß!

 

Die Tage werden nicht langweilig; noch immer haben wir lustige Geschichten zu erzählen.

 

Es scheint hier für alle unfassbar und ein ungemeiner Schock zu sein, dass Charlotte mit ihren 25 Jahren, (was hier schon sehr alt ist) noch keinen Mann hat; und vorallem keine Kinder.

'You have to produce!' (Hier in Uganda nennt man es nicht Kinder bekommen, sondern Kinder produzieren)

Jane, die Frau unseres Schulleiters George, pflichtete ihr voller Mitleid bei, dass sie ihr einen Mann suchen wird. Sonst würde sie ja zu alt werden und könne nicht mehr genug Kinder produzieren. Ihr Leben sie ja so sinnlos!

Eine Heirat ist hier unglaublich teuer; die Männer kaufen sich die Frauen bei deren Eltern mit ca. 12 Ziegen frei, ein paar Ugandashlillings und anderen Geschenken. Auch die Zeremonie wird von ihnen bezahlt. Sie müssen dafür sehr lange sparen. Je reicher der Mann, desto mehr Frauen kann er haben.

Ericana, unser social worker, ist zur Zeit leider noch single, da er nicht genug Geld für eine Frau hat. Als wir ihm erzählten, dass man in Deutschland 'nichts' für eine Frau zahlen muss, war er ganz aus dem Häuschen. Er hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, eine deutsche Frau zu finden. Die Ankunft der Reisegruppe am Projekt (mit hoffentlich vielen deutschen Singlefrauen) kommenden Samstag hält er vor Vorfreude kaum mehr aus!

 

Im Allgemeinen ist die Reisegruppe das Thema No. 1 am Projekt.. Alle stecken in den Vorbereitungen, ebenso wir drei!

 

Da wir jetzt alle noch Wäsche waschen müssen, ist es Zeit goodbye zu sagen.

Auf bald!

 

Marie, Charlotte und Theresa

 

 

 

Sonntag, 3. März 2013

Einer geht noch!


Heute feiern wir drei Freiwilligen eine Art Jubiläum. Wir sind jetzt exakt einen Monat hier und die Begeisterung lässt nicht nach.

Die Tage vergehen so schnell; jeden Montag und manchmal auch Freitag gehen wir auf den Markt in Kisinga. Es ist eine so schöne bunte Mischung aus Farben, Früchten, Obst, Menschen, Sprachen, Gerüchen.... In einem Laden gibt es nie 'nur' Keidung, Essen oder Schreibwaren etc. Es ist alles gemixt. Es ist dann manchmal schwer, das Richtige auf Anhieb zu finden, aber wir sind es nun so langsam gewohnt.

Wir haben uns mittlerweile auch sehr gut am Projekt eingefunden. Man steht am Morgen auf, wird um spätestens 7 Uhr vom Hahn geweckt, der stolz sein Kikerikiiiiiii über das Gelände schreit; komischerweise zieht es ihn jedes Mal auf unseren kleinen Balkon. Wirklich unglaublich angenehm!!

Auch mit dem Staff ist es sehr lustig. Wir sitzen oft am Abend noch an der Küche; machen Übungsstunden in Lukonzho-Englisch oder quatschen einfach; egal ob mit Gesten oder Sprache- es klappt! Wir werden auch charmant in die Tanzkünste eingeführt und erproben unser Können. It's a lot of fun!

Den Nächten werden unsere Träume und Sehnsucht nach Essen gewidmet. Wir haben uns inzwischen an Pocho/Matoke und Bohnen zum Mittag gewöhnt, es schmeckt so langsam wirklich gut! Auch andere lokale Spezialitäten wie Mandasi (Eine Art, schwäbisch: Faschingsküchle, saarländisch: Berliner ohne Marmelade, berlinerisch: Pfannkuchen "), Chapati (Fladenbrot in der Pfanne gebraten, Gonja (gegrillte Banane) und Samosa (Frittierte Teigtaschen, gefüllt mit Kichererbsen) schmecken wirklich gut.

Am Abend kochen wir; mal Kohl mit Tomaten und Zwiebeln, Aubergine mit Paprika und Möhren an Kokos-Curry.. Dazu Nudeln oder Reis. Wir sind außerdem sehr stolz auf die Pommes, die wir mit frischen Kartoffeln selbst machen.

Da wir hier natürlich keinen Elektroherd haben, mussten wir lernen Feuer zu machen. Mit Tipps von den Farmjungs, die sich über unsere Bemühungen schief lachten, klappt es mittlerweile ganz gut! Charlotte Feuerstein macht einen guten Job.

Und trotzdem vermissen wir Wurst, Käse, Schwarz-/Vollkornbrot, Milchprodukte, Allerlei an Haribo, Schokolade, Müsliriegel, Kuchen und Süßgebäck.. Lasagne, Sahneschnitzel, Spätzle, im Ofen gebackenes Hühnchen, Pizza, Salat mit Putenstreifen................................................. . . .   .

Die neuen und lustigen Erlebnisse à Ugandermentalität lassen auch nicht nach; letzten Samstag machten wir einen Tagesausflug nach Kasese. Wir schlenderten durch die Kleidermärkte, besuchten dann Craftshops und fuhren anschließend zu Caprisort. Dort gibt es einen Pool und tolles indisches Essen! Marie und Theresa teilten sich Curry in Mediumschärfe, welches uns ganz schön ins Schwitzen brachte; Charlotte bekam endlich ihre vermisste Pizza. Anschließend kauften wir noch im 'Supermarkt' und 'local market' ein und waren mit drei vollen Rucksäcken und Wasserkasten fast überbepackt. Wir traten dann die Heimreise zum Projekt an, wo man sich ein Taxi nach Kisinga/Kirembo o.Ä., dann ein Boda für die letzte steile Strecke auf unseren Hügel nimmt.

Wir fanden glücklicherweise schnell einen Fahrer und stiegen ein. Wir freuten uns, da wir anfangs alleine mit dem Fahrer waren. Wir hatten Platz für unser Gepäck und alles schien komfortabel. Wir lehnten uns müde und erschöpft zurück und fuhren los. Dann stieg ein weiterer Passagier ein, die schweren Rucksäcke (man bemerke bis oben hin gefüllte Bagpackerrucksäcke mit ca 70 l Volumen) mussten wir dann auf den Schoß nehmen. Wir fuhren aus Kasese heraus und der Fahrer hielt ein weiteres Mal um sich nach Passagieren umzuschauen. Status Quo war zu dem Zeitpunkt: 5 Passagiere, mit drei Rucksäcken und vollem Kofferraum; alle aneinandergequetscht. Das Auto quitschte schon bei jeder Unebenheit, es schien schon sehr vollgestopft. Der Fahrer teilte unsere Meinung jedoch nicht.. Einer geht noch, eeeiiiner geht noch rein! Dann waren wir schon sechs. Ein weiterer Stopp, dann waren es schon sieben! Und immer wenn wir dachten, jetzt geht nichts mehr..kam von irgendwo ein Passagierlein her! Ingesamt waren wir am Ende neun. Charlotte und Marie hingen so halb in der Luft, Theresa halb zerquetscht von Rucksack und Passagieren auf dem Schoß.

Wir erreichten Kisinga und der Fahrer bog plötzlich ab, durch einen Graben, mitten durch die Marktstände über das Feld und ein paar Hügel, wo wir dann aufsetzten. Wir waren schon dabei zu planen, wie wir Bodas rufen und das Gepäck irgendwie an die Straße schaffen könnten.... Dann ging es doch irgendwie weiter und wir erreichten eine kleine Hütte. Der Fahrer lud ernsthaft sechs mehrere kiloschwere Zementsäcke aus dem Kofferraum. Irgendwie kamen wir dann wieder auf die Straße und wurden dann von Ericana mit einem Boda abgeholt.

Wir waren danach wirklich erschöpft und konnten uns aber trotzdem vor Lachen nicht halten. Die Situation war so konfus aber trotzdem war es einfach vollkommen Uganda. In Deutschland hätten wir wohl schnell die Geduld verloren; hier in Uganda lachten wir einfach darüber und hatten sogar Spaß daran.

Soviel erst mal von uns.. Wir hoffen ihr hattet genauso viel Spaß beim Lesen, wie wir beim Erleben!

Auf bald,

liebste Grüße:

Masika Charlotte, Masika Marie, Nyangoma Theresa.